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02 Окт 2011 17:47
Это действительно Синяя борода, вот оригинальный текст Blaubart.
Цитата: Blaubart.
Von E. Marlitt.
Vor der kleinen Thür, deren eisernes Gitter einen schmalen Einblick in den Garten gewährte, hielt ein Einspänner. Das elende Fuhrwerk war eben in fliegender Eile die Chaussee herabgerasselt und hatte somit bewiesen, daß der häßliche, alte Gaul an der Deichsel und der gelb angestrichene Kutschkasten doch noch nicht so mürbe und lebensmüde seien, wie es den Anschein hatte. Für das verschrumpfte, staubige Lederverdeck war der Gewitterregen, der unaufhaltsam herniederströmte, augenscheinlich eine lange nicht genossene Wohlthat; der hinten aufgebundene elegante Koffer dagegen gewann sicher nicht durch die schwarzgefärbten Bäche, die aus den steifen Lederfalten auf seinen hellen Deckel herabrannen, und der Gaul protestirte durch Schnauben und ohnmächtiges Stampfen gegen das unfreiwillige Bad. Er hätte von seinem Lenker lernen können, wie man sich mit Ruhe und Würde in das Unvermeidliche fügt; der dickköpfige Bursche auf dem Kutschersitz klatschte energisch mit der Peitsche und wartete dann geduldig unter der triefenden Mütze auf den Effect seiner Armbewegung. Aber auch die Insassen des Wagens schienen nicht zu harmoniren mit diesem wahrhaft spartanischen Gleichmuth gegen äußere Unbill; denn als auch die letzte Schwingung des Peitschenknalles drüben an dem Berge verhallt war und hinter der Gartenthür nichts sich rührte und bewegte, als der Regen, der klatschend auf die riesigen Rhabarberstauden niederfiel, da erschien eine schmale Damenhand unter dem Lederbehang, der die Fensteröffnung des Wagens bedeckte. Die feinen Finger, die ein silbergrauer Handschuh so elfenbeinglatt umschloß, daß selbst die zierliche Mandelform der Nägel sich abzeichnete, wurden offenbar von Ungeduld dirigirt; sie gaben sich alle erdenkliche Mühe, den steifen Riemen zu lösen, mittels dessen draußen das Lederstück befestigt war – vergebens. Die Hand zog sich endlich wieder zurück und die Art und Weise, wie sie sich blitzschnell zu einer allerliebsten kleinen Faust zusammenbog, ließ auf einen bedeutenden Grad von Unmuth schließen.
Zu gleicher Zeit hielt es aber auch der Kutscher für angezeigt, sein Signal zu wiederholen, und diesmal blieb es nicht ohne Erfolg. Eine feine Thürklingel ertönte, dann näherten sich rasche Schritte über den knirschenden Kies; ein rother, baumwollener Regenschirm erschien hinter der Gartenthür und unter demselben ein hagerer, alter Mann in gestreifter Weste, einem altmodischen, bis auf die Fersen reichenden Rock und das eigenthümlich breitgedrückte, grundhäßliche Gesicht zwischen zwei steife Vatermörder geklemmt, die ihn zwangen, gleich dem Krokodil, jeder Kopfschwenkung seine gesammte Persönlichkeit hinzuzufügen. Nach einem prüfenden Blick durch das Gitter öffnete er die Thür, nahm sogleich den widerspenstigen Riemen in Angriff und rief in respectvollem Ton nach dem Garten zurück: „Ja, ja, es ist richtig, Frau Hofräthin, es ist der Christian aus Neudorf.“
Sofort trat eine große, stattliche Frau in die Thür. Ihre starken, dunkelgefärbten Züge zeigten unverkennbar freudige Erregung und Erwartung, aber beim Anblick des kläglichen Fuhrwerkes verschwand dieser Ausdruck augenblicklich. Die geröthete Stirn wurde noch dunkler und um den Mund, den der Anflug eines schwarzen Bärtchens beschattete, flog ein Zug heftigen Verdrusses.
„Ei, da soll mich doch Gott bewahren!“ fuhr sie den erschrockenen Burschen auf dem Kutschersitz an. „Ist denn Dein Herr verrückt? Schämt er sich nicht, eine junge Dame von Stande in solch’ einen erbärmlichen Rumpelkasten zu stecken? In solch’ eine Mäuseherberge?“
Während dieses Zornausbruchs hatte der Mann mit dem rothen Regenschirm den widerspenstigen Riemen gelöst, der Lederbehang und die Wagenthür wurde zurückgeschlagen. Ein reizendes Füßchen erschien, aber es vermied den Wagentritt; wie aus der häßlichen Puppe der Schmetterling, so flog eine leichte Mädchengestalt aus der altfränkischen Kutsche auf den Boden, und sogleich schlangen sich zwei Arme, um den Hals der scheltenden Frau Hofräthin.
„Sei nicht böse auf den guten, alten Postmeister, Tante Bärbchen!“ bat das junge Mädchen, und in seiner Stimme mischte sich mit dem Schluchzen der Wiedersehensfreude ein Anflug von Schalkheit. „Er wollte mich durchaus nicht weiter befördern, weil sein ganzes vierfüßiges Regiment in Begleitung sämmtlicher respectablen Postkutschen ausgerückt war; aber ich sehnte mich fast zu Tode hierher zu kommen und bat und bettelte so lange, bis er brummend dies Prachtstück aus der Remise brachte, wo es seit vielen Jahren seine verlorene Jugend betrauert. Tantchen, liebes, gutes Tantchen – und Mäuse sind ganz gewiß nicht drin, sonst wäre ich doch lieber zu Fuße nebenher gelaufen.“
Und Tante Bärbchen lachte und umschlang das junge Mädchen. Bei dieser Gelegenheit sehen wir, daß ein Aermel ihres derben, carrirten Gingham-Hauskleides schlaff an der Seite niederhängt, der linke Arm fehlt; doch mit der Rechten, die zugleich einen triefenden Regenschirm hielt, drückte sie die zarte Gestalt innig an ihre Brust und es sah merkwürdig genug aus, als sich ihr großer, kräftig geformter Kopf mit den fast männlich kühnen Zügen über das sonnige, weiße Gesichtchen neigte, das unter Thränen lachend emporblickte.
„Na, nur schnell hinein in’s Haus!“ mahnte sie. „Da hat mein Schirm schöne Straßen über Dein Kleid laufen lassen! Muß es denn aber auch gerade Seide sein auf der Reise? Und noch dazu Seide über einen so fürchterlichen Luftballon gespannt! Und wie willst Du denn über den nassen Kies kommen mit den Papiersöhlchen an den Füßen? … Sauer wird Dich tragen müssen.“
Der Mann mit dem rothen Regenschirm näherte sich sofort und breitete mit dem tiefsten Ernst seine langen Arme aus, aber das junge Mädchen floh lachend in den Garten.
In demselben Augenblick brauste eine elegante Equipage heran. Hinter den Spiegelscheiben des Wagenfensters hingen fest zugezogene, seidene Gardinen und auf dem Bock neben dem Kutscher saß ein Neger in Livree. Der Kutscher fuhr mit der ganzen Rücksichtslosigkeit seiner Classe, sobald sie einen reichen oder vornehmen Herrn hinter sich im Wagen weiß. Offenbar hatte er das Gefühl eines Souverains auf der breiten Chaussee, denn er fuhr so dicht an der altersschwachen Postkutsche vorüber, als existire sie ebensowenig wie der Bauernknecht, der mittlerweile vom Bock herabgestiegen war und sich bei seinem Pferd zu schaffen machte. Nur mittels eines gewaltigen Sprunges rettete der entsetzte Bursch seine gesunden Glieder vor den Pferdehufen und Rädern der vornehmen Equipage. Er brachte vor Schrecken kein Wort heraus, aber es war auch gar nicht nöthig, die Frau Hofräthin stand bereits neben ihm und schien den Kampf für ihn aufnehmen zu wollen.
„Ist das auch eine Art?“ rief sie mit kräftiger, weithin schallender Stimme dem Kutscher nach. „Ich werde Ihm die Polizei auf den Hals schicken für seine Unverschämtheit!“
Der Kutscher fuhr unbeirrt weiter; der Neger jedoch wandte sich um und zeigte hohnlachend seine zwei Reihen blendend weißer Zähne. Gleich darauf verschwand der Wagen in der Einfahrt der angrenzenden Besitzung.
„Das hat man davon, wenn solch’ ein erbärmlicher Kasten vor der Thür hält!“ wandte sich die Dame grimmig an ihren Diener, dem ein Paar kleiner, rother Flecken der Entrüstung über den Vatermördern glühten. „Das war wieder einmal Wasser auf die Mühle da drüben! … Mach’ Er, daß Er in’s Haus kommt, Sauer,“ fuhr sie beruhigter fort, „und hole Er dem Burschen da ein Glas Wein; der Schreck ist ihm in die Glieder gefahren, er sieht ja fast noch wackeliger aus, als seine alte Kalesche.“
Sauer eilte fort und auch die Hofräthin trat in den Garten zurück. Der Regen hatte plötzlich nachgelassen; es rieselte fein hernieder und nur noch von den Zweigen tropfte es klatschend und schwerfällig. Die eben angekommene junge Dame hatte sich während des Vorfalls auf der Chaussee unter einen dichtbelaubten Baum geflüchtet und sah mit großen, erstaunten Augen auf ein neues Haus, das seine glänzend weißen Mauern jenseit des hohen Gartenzauns erhob.
„Lilli, Du bist und bleibst doch ein Leichtsinn!“ schalt die Tante. „Weißt Du denn nicht, daß das der zugigste Platz im ganzen Garten ist? … Ich bitte Dich, Kind,“ fuhr sie erregt fort, indem sie den Blick des jungen Mädchens auffing, „sieh nicht dort hinüber. Ich stelle Dir die eine Bedingung – aber in allem Ernst – daß Du während Deines Hierseins thust, als höre da drüben mit dem Zaun die Welt auf. … Was dort lärmt, schwatzt und geigt, darf nicht für Dich existiren, wenn wir gute Freunde bleiben wollen; hast Du mich verstanden, Lilli?“
Die junge Dame öffnete ihre Augen noch weiter, aber sogleich flog ein reizendes Lächeln um ihre Lippen, sie verbeugte sich und legte die Hände auf Augen und Ohren, zum Zeichen, daß sie blind und taub sein wolle.
„Vorläufig sollst Du wissen,“ sagte die Hofräthin und deutete mit dem Schirm nach dem neuen Haus, „daß da drüben täglich ein neuer Nagel zu meinem Sarg geschmiedet wird. … Jetzt laufe, daß Du in’s Haus kommst… Nimm doch Dein Kleid in die Höhe; siehst Du denn nicht, daß der Buchsbaum schwimmt und den Firlefanz auf Deinem Rock jämmerlich zurichtet?“
Lilli warf einen schelmischen Seitenblick auf die stattliche, kernfeste Gestalt der Tante – die Sargarbeit derer da drüben gedieh anscheinend nicht besonders – dann schürzte sie ihr Kleid, sprang den ziemlich steilen Kiesweg hinauf, der nach dem Hause führte, nahm eine dicke, wohlgenährte Katze, die eben träge durch die Hausflur schlich, bei den Vorderpfoten und tanzte so lange mit ihr herum, bis die Tante lachend, aber mit drohend gehobenem Zeigefinger in der Thür erschien und eine alte Köchin entsetzt aus der Küche stürzte, um ihren am Asthma leidenden Liebling der übermüthigen Tänzerin zu entreißen.
Die Hofräthin Falk hatte bei den Bewohnern der Stadt R. einen großen Stein im Bret. War auch die Art und Weise, wie sie den Leuten die Wahrheit in’s Gesicht zu sagen pflegte, nicht gerade die feinste und schmeichelhafteste und hatte sie die üble Gewohnheit, sich stets mit großer Energie und Entschiedenheit Derjenigen anzunehmen, deren guter Leumund auf dem Marterrost kleinstädtischer Klatschzungen lag, so fielen diese Schattenseiten doch nur leicht in’s Gewicht der seltenen Großmuth gegenüber, mit der diese Frau von ihrem bedeutenden Reichthum Gebrauch machte. Der Bedrückte fand stets ihre Hand und Thür offen, ihre Freunde konnten in Verlegenheit und übler Lage unverrückbar auf ihre Hülfe und ihr Schweigen zählen, und weil in der ganzen Stadt kein Kind zu finden war, das nicht wenigstens einmal Obst und Kuchen bei der Frau Hofräthin gegessen und sich auf den Rasenplätzen ihres Gartens herumgetummelt hatte, so war es wohl sehr natürlich, daß sie eine Allerweltstante wurde. Der vornehm klingende Titel wollte durchaus nicht über die Lippen der Kleinen, desto leichter aber wurde ihnen das traute „Tante Bärbchen“.
Und diese Frau mit dem Herzen voll Liebe und Erbarmen, mit dem starken, unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn, sie hatte diese Welt betreten, lieblos verkürzt in ihren natürlichsten Rechten: sie wurde nur mit einem Arm geboren. Die böse Welt suchte diese Missethat der Natur in Einklang zu bringen mit dem göttlichen Gesetz: „Ich will die Sünden der Väter heimsuchen an den Kindern.“ Man raunte sich zu, der Vater der Unglücklichen habe einem armen Mädchen die Ehe versprochen und sich dabei vermessen, der Allmächtige solle ihn an Armen und Beinen strafen, wenn er sein Wort nicht halte. Er habe den Schwur gebrochen und das einarmige Kind sei die nothwendige Erfüllung des göttlichen Drohwortes. Beschwören konnte indeß Niemand dies Gerücht, das auch niemals bis zu den Ohren der armen Verkürzten gedrungen war. Sie blieb das einzige Kind ihres Vaters, der sie vergötterte und dem auch sie anhing mit der ganzen Liebe, deren ihr Herz fähig war. Um ihn über ihre Zukunft zu beruhigen, reichte sie an seinem Sterbebette in ziemlich vorgerückten Jahren dem Hofrath Falk, einem alten Hausfreund, ihre Hand. Aber auch er starb nach einer kurzen, glücklichen Ehe und fortan lebte sie als Wittwe in ihrem väterlichen Hause, umgeben von zwei musterhaften Inventarstücken desselben, dem alten Bedienten Sauer und der sechszigjährigen Köchin Dorte.
Das Haus lag außerhalb der Stadt. Die Chaussee, die hart an dem alten, mit einem häßlichen Thurm gekrönten Stadtthor begann, mußte eine beträchtliche Strecke laufen, bevor sie den Berg erreichte, der, droben jäh emporsteigend, seinen greisenhaften, unbedeckten Scheitel aus einem Kranz prächtiger Buchenwaldung hob, während er drunten gleichsam ein Knie vorbog, auf welchem das Haus der Hofräthin lag. Es war alt und unschön. Ein ungeheures Ziegeldach mit zwei mächtigen Schornsteinen saß so anspruchsvoll auf der einstöckigen Fronte, als sei sie lediglich um seinetwillen da. Einige dickstämmige Weinstöcke umspannen zwar die Wände, aber sie vermochten nicht ganz, einzelne Streifen der schmucklosen, weißen Tünche und die vom Alter braungefärbten Holzrahmen der Fenster zu verstecken. Und doch lag es so traut und heimlich da, gleichsam auf den grünen Pfühl des Waldes gebettet, der seinen Athem darüber hinwehte, jenen Hauch der Romantik, in den sich auch alte, versteckte Jagdschlösser einspinnen… Trat man auf der Thalsohle weit zurück, so daß man die ganze untere Breite des Berges übersehen konnte, dann erhielt freilich das alte Haus einen Gegner, der höhnisch alle Schattenseiten des verunglückten Baues, alle Sünden seines Schöpfers hervorhob. Auf demselben Vorsprung des Berges, nur durch einen hohen lebendigen Zaun von Tante Bärbchens Besitzung getrennt, erhob sich die brillante Façade eines neuen Hauses. Ein viereckiger, stumpfer Thurm an der Südseite überragte das beinahe flache Dach des Hauptgebäudes um eines Stockwerkes Höhe. Droben schwebte zart durchsichtig wie Spinnengewebe eine zierliche Galerie um die Zinne, und die vier Fenster, die fast die ganzen Wandbreiten des Thurmes einnahmen, zeigten in blendendem Farbenschmelz kostbare Schildereien aus buntem Glas. Fast schien es, als verhauche die nordische Luft ihre ganze Kühle und Schärfe an der trennenden grünen Hecke. In Tante Bärbchens Garten strich sie über ehrliche deutsche Kraut- und Kohlhäupter, über ungekünstelten Graswuchs [419] voller hochaufgeschossener Wiesenblumen, und drüben flüsterte sie in den verlockenden Zweigen des Lorbeers, in den Kronen dunkler Granat- und Orangenbäume, die ihre leuchtenden Blüthen auf die Terrasse vor dem Hause und die in den Garten hinabführende breite Steintreppe schüttelten. Drüben rauschte das Brunnenwasser aus der einfachen Holzröhre in eine uralte, grünbemooste Steinmulde, und hier sprangen Fontainen und spritzten ihre Silbertropfen auf den duftig grünen Flaum des englischen Rasens, auf eine wahrhaft orientalische Rosenpracht… Man meinte, auf jenes alte Dach, das sich vertraulich an die Buchenwipfel schmiegte, auf dessen Ziegeln große Büschel Hauswurz nisteten und das zahllose Schwalbennester beschirmten, den ernsten Schatten der deutschen Sage gleiten zu sehen, während drüben ein Stück heiterer, südlicher Poesie waltete.
Früher stand da, wo sich jetzt das neue Haus erhob, ein Gebäude, das dem Haus der Hofräthin glich, wie ein Ei dem andern. Vor Zeiten existirte auch die grüne Hecke nicht. An ihrer Stelle lief eine schöne Kastanienallee den Berg hinab und mündete drunten vor einem hohen Thor, dem einzigen in der ganzen, großen Umfangsmauer. In den Häusern wohnten zwei Vettern, Hubert und Erich Dorn mit ihren Familien. Sie waren sehr angesehen in der Stadt und galten für steinreich. Ihr musterhaftes Zusammenleben war zum Sprüchwort geworden; nie fiel ein Wort des Streites zwischen den zwei Männern. Die Kinder liebten und zankten sich, und die Mütter waren weise genug, Kläger und Beklagte allein fertig werden zu lassen. Der Garten wurde gemeinschaftlich benutzt und zur Sommerzeit aß man stets vereint in dem großen Pavillon, der zu Anfang der Allee stand… Da trat plötzlich eine schwarze Wolke über die beiden Häuser der Eintracht. Ein neuer Geist zog ein und ein fahles Gespenst, der Neid, heftete sich an seine Fersen und folgte ihm unhörbar, als er über die Schwelle schritt. Es war die Sammelleidenschaft, von der die beiden Familienoberhäupter mit einem Mal besessen wurden. Sie nahm liebe Familienbilder von den Wänden und hing dafür alte, verdunkelte Oelgemälde auf; die geliebten Leinenschränke der Hausfrauen wurden in entfernte Winkel gerückt, an ihre Stelle traten hohe Glaskästen mit Mordwaffen aller Arten und Zeiten, vor denen sich die Frauen- und Kinderseelen entsetzlich fürchteten. Das alte Aegypten kehrte ein unter den gemüthlichen Thüringer Dächern, und über seinen unverstandenen Hieroglyphen vergaßen die Sammler, weiter zu forschen im Reich der lebendigen Zungen, in ihren wohlausgestatteten Bibliotheken.
Anfänglich lachten die beiden Frauen über die urplötzliche Sammelwuth ihrer Eheherren. Allmählich aber überschlich Bangigkeit ihr Herz, wenn die sonst so friedliebenden Männer heftig wurden im Streit über den Werth oder Unwerth einer neuen Acquisition; wenn der blasse Neid in den Zügen des Einen und Schadenfreude triumphirend in denen des Anderen erschien; wenn Jeder bei Erlangung einer heißersehnten Antiquität sofort frohlockend in den Ausruf ausbrach: „Was der da drüben wohl dazu sagen wird!“ Die Zänkereien wurden immer heftiger und erbitterter und die Versöhnungsmomente seltener und kürzer. Es geschah auch wohl, daß beide Männer im leidenschaftlichen Wortwechsel beim Mittagstisch aufsprangen. Dann schlug der leicht aufbrausende Erich, die bleichen, entsetzten Gesichter der Frauen und Kinder nicht beachtend, mit der Faust auf den Tisch, daß Teller und Gläser klirrten, und stürzte zornsprühend aus dem Pavillon… Der Schatten der ausgestoßenen Eintracht irrte noch eine Zeitlang wehklagend durch den Garten und entfloh dann für immer… Es ereignete sich nämlich, daß ein entfernter Verwandter von Hubert’s Frau starb; sie war Universalerbin. Nebst vielen Capitalien und Kostbarkeiten fiel ihr auch ein Oelbild zu, ein herrlicher van Dyk. Sie machte es ihrem Mann zum Geschenk, der es stolz und frohlockend seiner Sammlung einreihte. Aber gerade diese Sammlung war der Zankapfel zwischen den beiden Vettern; ihre Zusammenstellung zeigte von keinem besonderen Kennerblick, es war viel Spreu darunter. Diese Schwächen hob Erich, der selbst nicht übel malte, stets mit bitterem Hohn hervor; seine Sammlung verrieth freilich ein feines, kritisches Auge. Nun aber stürzte sein Triumph zusammen wie ein Kartenhaus, als da drüben unter den so oft angefochtenen Copieen plötzlich das kostbare Original erschien; er selbst besaß keinen van Dyk. Mit erblichenem Gesicht – Hubert behauptete stets, es sei von Wuth und Ingrimm verzerrt gewesen – stand er vor dem Bilde; all’ sein Forschen und Prüfen führte immer wieder zu der schmerzlichen Ueberzeugung, daß es echt sei. Mit verdunkeltem Auge sah er Freunde und Bekannte in das Haus da drüben strömen, Jeder wollte das wunderholde Mädchenantlitz sehen, das die längst erstarrte Meisterhand auf die Leinwand gezaubert hatte. Er aß und schlief nicht mehr. Jede Begegnung mit dem Vetter, der stets von dem Bild zu reden anfing, versetzte ihn in fieberhafte Aufregung; er floh zuletzt scheu seinen Anblick, es war ihm unmöglich, jenem Auge zu begegnen, aus welchem der Triumph glänzte…
Тетя Варя это тетя Барбара Tante Bärbchen
А героиня Лилли Lilli,
нашла и "аршин"
Цитата:Ja, und da drüben neben dem alterthümlichen Uhrgehäuse hingen richtig der Kalender und die altersbraune Elle, und hinter der Glasscheibe des wandhohen Holzkastens schwang der Perpendikel sein breites Sonnengesicht in sehr moderirtem Tempo; er ließ sich Zeit, der alte bequeme Herr, er konnte es ja haben in dem stillen, einförmigen Hause und hätte seinen gravitätischen Gang wohl auch nicht geändert, schon aus alter Freundschaft für Tante Bärbchens Spinnrad
Цитата:Да, там рядом с антикварной случаях смотреть было справа от календаря и старый коричневый локоть, а за стеклом окна стены высокой деревянной коробке качнулся маятник его широкое лицо солнца в очень moderirtem темпе, он взял время, старые удобные мужчин, он мог бы даже в тихой, монотонной домой и был его торжественный проход, вероятно, не изменится, если только для старой дружбы для тети Barbchen прялка, который был утрачен розовой шелковой лентой обернутые вокруг плоские завитки, там, на возвышении в центре одного окна _________________ |